Magneteisenstein - der "Leitstein" |
Die Übersetzung des englischen loadstone (in "De Magnete") bzw. heute lodestone führt auf das althochdeutsche Wort leithan für führen oder leiten. Vergleiche auch engl. lodestar - der Leitstern, Polarstern. Die Leitsteine des Altertums waren natürliche Magneteisensteine (Anmerkung des Übersetzers). |
Was wäre, wenn keine Magneteisensteine existiert hätten?
Die
alten Chinesen hätten ganz sicher nicht den magnetischen Kompaß
erfunden. Magnetismus wäre generell sehr viel später entdeckt
worden, und man fragt sich, wie überhaupt. Ohne den Kompaß wären
die großen Entdeckungsfahrten kaum möglich gewesen: -- Kolumbus,
Da Gama, Magellan und all die anderen. Die Weltgeschichte wäre doch
ziemlich anders verlaufen!
Chemisch und mineralogisch ist der Magneteisenstein eine Form von Magnetit, einem massiven Eisenerz und Eisenoxid, einem Mineral ganz ähnlich dem braunen Zeug, mit dem heute Magnetbänder und Disketten beschichtet sind. Magnetit kommt recht häufig in der Natur vor, Magneteisenstein ist hingegen relativ selten. Warum sind einige ausgesuchte Stücke anders als der Rest? |
Zunächst muß man wissen, daß nicht jeder Magnetit zu Magneteisenstein werden kann. Eine besondere Zusammensetzung und Kristallstruktur sind notwendig. Doch selbst dann würde das Verweilen im Erdmagnetfeld über Millionen von Jahren keine Magnetisierung hervorrufen. Dazu muß ein starkes Magnetfeld von außen wirken. Dieses magnetisierende Feld muß nicht lange anhalten - wie Disketten oder Videobänder beweisen, die sehr schnell am Aufnahmeknopf vorübergleiten. Die Stärke des magnetisierenden Feldes muß jedoch ein gewisses Minimum überschreiten. |
Dr. Wasilewski glaubt, daß dies geschieht, wenn ein Klumpen eines geeigneten Erzes vom Blitz getroffen wird. Blitzschläge sind Entladungen von atmosphärischer Elektrizität in den Wolken. Nur Bruchteile von Sekunden fließen dabei gewaltige Ströme, die zeitweilig sehr starke magnetische Felder hervorrufen. Diese Idee wurde getestet und zwar in einer einzigartigen Einrichtung des New Mexico Institute of Technology, dem Langmuir Laboratorium. Dieses Labor, ein Zentrum der Gewitterforschung, liegt auf dem Gipfel des Berges South Baldy nahe Soccorro im US Bundesstaat New Mexico, wo besonders viele Blitze einschlagen. Indem er Mineralproben gezielt Blitzschlägen aussetzte, konnte Dr. Wasilewski aus Magnetit mit geeigneter Kristallstruktur natürlichen Magneteisenstein gewinnen. William Gilbert war auf dem richtigen Wege, doch verständlicherweise mißdeutete er die Zusammenhänge bei der Erklärung der Ursachen des natürlichen Magnetismus. In "De Magnete" zitierte er die folgende Passage aus einem Buch, das in Italien erschienen war:
Magnetisierung durch SchmiedenGilbert beobachtete auch, daß Eisen magnetische Eigenschaften gewinnen konnte, wenn es geschmiedet wurde:
"Eingefrorener" Magnetismus, der entsteht wenn bestimmte heiße Materialien sich in Gegenwart des Erdmagnetfeldes abkühlen, hat eine wichtige Rolle bei der Entdeckung der Plattentektonik gespielt, wie in einem späteren Abschnitt dieser Webseite erläutert wird. Ähnliche Abkühlungsprozesse können auch für die magnetischen Fleckenmuster verantwortlich sein, die man auf der Oberfläche des Mars und des Mondes entdeckt hat.
Empfehlung zum Weiterlesen:Die Homepage des Langmuir Labors beschreibt viele weitere Details der Blitzforschung, darunter eine kurze Abhandlung über natürliche Magnete.
Nächste Station: Gauß und das erdmagnetische Feld
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Autor und Kurator: Dr. David P. Stern
E-mail an Dr.Stern: earthmag("at" symbol)phy6.org
Deutsche Bearbeitung: Sven Friedel, Universität Leipzig
Letzte Änderung 17. September 2001